Hei hussassa! 2. C Deerns gewinnen 5:1 in Barcelona

 In 2. C, Allgemein

Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da – auch wenn man’s kaum glauben mag. Und Altonas 2. C erspielt sich den dritten Sieg im dritten Spiel bei tapfer kämpfenden Gegnerinnen in blau-rot gestreiften Trikots.

Die Aufstellung des Spiels beim SC Sternschanze, mit herbstlichen Mitteln dargestellt. Vorne Lucie, dahinter Clara und Emilia… Aber halt, wir wollen nicht mehr verraten. Die Saison ist lang, und im Internet sind wir ja nicht unter uns…

Ein bisschen verwirrend ist es schon: Während die bunten Herbstblätter ein hübsches Muster auf den grünen Kunstrasen zaubern, hat sich das Thermometer bei 18 bis 20 Grad eingependelt. Tief Helgard ist dafür verantwortlich. Schob sich die vergangenen Tage mit warmen Luftmassen von Island und den Britischen Inseln kommend über Europa und beschert uns seltsam sommerliche Gefühle. Selbst hier im Norden fühlt es sich dieser Tage an, als sei man in Italien oder Spanien, nicht im Hamburger Herbst. Zumal auch die Trikots der Gegnerinnen davon träumen lassen, Altona 93 sei an der spanischen Mittelmeerküste zum Auswärtsspiel angetreten.

Das ist auch nicht die echte Aufstellung, mit zwei Fünferketten lässt der Trainer eher nicht spielen… Altona tritt im Schanzenpark fast in Bestbesetzung an mit drei Auswechselspielerinnen auf dem 7er Feld.

Tatsächlich laufen die 2. C Deerns am Samstag vor Halloween beim SC Sternschanze auf. Deren Spielerinnen sehen ja immer ein wenig verkleidet aus, Zwinker-Smiley. Ihre Trikot-Gestaltung erinnert aber doch sehr an die des FC Barcelona: blau-rot längsgestreift. Genauer gesagt: blau-karminrot. Deshalb werden die Trikotfarben der Spielerinnen und der Spieler aus Barcelona auch auf Spanisch Azulgrana beziehungsweise auf Katalanisch Blaugrana genannt. Katalanisch ist übrigens eine Art spanisches Plattdeutsch, bzw. natürlich Plattspanisch, das den Menschen drunten in Barcelona aber deutlich wichtiger ist als uns hier oben unser Hamburger Platt. Und wo wir gerade in der Abteilung „Fun Facts für Nachwuchsfußballerinnen“ sind: Karminrot ist die kleine Schwester von Weinrot und eine Farbe, die traditionell aus Schildläusen gewonnen wird. Das wiederum sind Pflanzenläuse mit sechs Füßen aus der Klasse der Insekten, von denen es über 3000 Arten weltweit… Aber genug davon.

Die Gegengerade ist fest in der Hand der Hooligans aus Altona. Ultra-Capo Gérald allerdings erfährt ein Upgrade zum Schiedsrichter. Als hätte er es geahnt, trägt der Papa von Tormädchen Nora praktischerweise Schwarz.

Es ist Samstag. Die Herbstferien sind vorbei, die Saison geht weiter. Bisher haben die Spielerinnen der 2. C von Altona 93 eine optimale Bilanz: Zwei Spiele, zwei Siege, mit einem Torverhältnis von 14:0. Die heutigen Gegnerinnen aber sind schwer einzuschätzen: Die 1. C Mädchen aus dem Schanzenpark haben bisher erst einen knappen 2:1-Sieg gegen das Tabellenschlusslicht Wilhelmsburg errungen. Und sie haben gegen die Top-Teams der Tabelle aus Eimsbüttel – Grün-Weiß und ETV – jeweils nur sehr knapp mit 0:1 und 0:2 verloren. Was ist zu erwarten? Coach Stephan setzt daher auf sein bewährtes Konzept: Schau‘ nicht auf die anderen, schau‘ auf Dich selbst. Hab‘ Spaß am eigenen Spiel. Und verwirre den Gegner durch pausenloses Toreschießen. Doch ganz so einfach wird das hier und heute nicht. Die Deerns des SC Sternschanze sind eine, wie sich herausstellt, gut eingespielte Mannschaft. Die auch ihrerseits ein Motto hat: Den Gegner durch sehr frühzeitiges Toreschießen zu verwirren.

A man’s gotta do what a man’s gotta do… Bzw. natürlich: quand faut y aller, faut y aller… Play that funky whistle, Gérald!

Altonas Übungsleiter Stephan kann mit Annie, Clara, Emilia, Jolina, Lucie, Louise, Nora, Sanna, Swea und Tomma fast in Bestbesetzung antreten. Doch vor dem Anpfiff muss eine entscheidende Personalie geklärt werden: Der Schiri ist nicht da. Als guter Gastgeber gewährt die sportliche Leitung des SC Sternschanze Altona das Recht zu pfeifen. Und weil Gérald nicht schnell genug in eine andere Richtung schaut, wird der Vater von Altonas Tormädchen Nora kurzerhand vom gut gelaunten Platzwart mit einer Pfeife und einer offiziellen Schiedsrichternotizkarte ausgestattet. Neu-Schiri Gérald ist eigentlich ein aus Frankreich zugezogener Tischtennissportler und muss kurz darüber aufgeklärt werden, dass es im Fußball keinen Aufschlag, sondern einen Abschlag gibt. Dass Netzroller nur selten vorkommen und in Halbzeiten statt in Sätzen gespielt wird. Und schon kann’s losgehen.

Energisch im Sturm wie ein Islandpferd: Altonas Offensivkraft Lucie schießt das erste Tor, das aber aus diplomatischen Gründen (Abseits) nicht zählt.

Altona hat Anstoß. Und gleich geht es nach vorne. Tomma und Emilia spielen sich den Ball im Mittelfeld zu, mit feinen Doppelpässen geht es voran. Lucie scharrt im Sturm mit den Hufen wie ein Islandpferd nach dem langen Winter. Und da kommt in der 2. Minute schon der Ball von links vors Tor von Sternschanze gesegelt. Lucie steht eigentlich perfekt, schüttelt zwei Verteidigerinnen ab und schiebt ein zum 1:0. Doch da meldet sich die gegnerische Abwehr: Das war Abseits, Schiri! Mangels Videobeweis im Hamburger C-Mädchen-Fußball und dank kollektiver Schwarmintelligenz pfeift Schiri Gérald in der schwer zu beurteilenden Situation diplomatisch auf Freistoß für Sternschanze. Französisches Fingerspitzengefühl par excellence, chapeau, Monsieur arbitre!

Wann gab’s das zuletzt? Altona tritt mit drei (!) Auswechselspielerinnen unterm Fernsehturm an. Der Trainer wechselt gekonnt und gerecht, so dass ein jedes Deern seinen Anteil am stark herausgespielten 5:1-Sieg hat.

Das macht den blau-karminrot gestreiften Schanzenpark-Mädels Mut. Ein erster Schuss geht in der 5. Minute noch drüber. Ein zweiter in der 10. Minute sitzt. Eine schöne Einzelleistung von Sternschanzes Stürmerin, bei der es für Tormädchen Nora nichts zu retten gibt. Das erste Gegentor in der Herbstsaison für Altona, das Ausscheiden im Pokal gegen Victoria einmal ausgeklammert. Nun sind die Altonaer Deerns gefragt. Und sie antworten. Bereits zwei Minuten später stürmt Mittelfeldmotor Emilia über links nach vorne. Pass auf Tomma, die in gewohnt coolem One-Touch-Football den Fuß im bestmöglichen Winkel an den Ball bringt: 1:1.

Tomma markiert nach frühem Rückstand in der 1. Halbzeit das wichtige 1:1. Hier schaut sie schon wieder in Richtung gegnerisches Tor, während sich die Abwehr von Altona mit Annie und Lucie neu sortiert.

Ähnlich druckvoll geht es weiter. Sanna, für Tomma im Spiel, spielt Doppelpass mit Clara, der Ball eilt zu Lucie, die ihn aber knapp nebens Tor setzt. Dann kombiniert sich das neue Doppelpassduo Clara/Sanna vors Tor, doch ein plötzlich auftauchendes Luftloch verhindert den Torjubel im Altonaer Fanblock. Es sind übrigens erstaunlich viele Fans den weiten Weg von Altona ins Schanzenviertel gekommen. Gebt mir ein A, gebt mir ein L… Doch zunächst gibt’s einen Pfiff, und zwar den zur Halbzeit. 1:1 steht es, Ausgang ungewiss.

Der Trainer findet in der Halbzeitpause die richtigen Worte. Das Team von Altona macht aus einem 1:1 in der ersten Hälfte ein letztlich hochverdientes 5:1 auf fremden Platz im Schanzenpark.

Coach Stephan, in Hamburger Fußballkreisen auch freundlich Bokki genannt, hat die richtigen Worte unter freiem Herbsthimmel gefunden. Altona spielt mit Beginn der zweiten Halbzeit noch konsequenter. Die Abwehr um Annie und Louise arbeitet alles weg, was da heranrollt. Stürmerin Jolina erkämpft sich kurz nach Wiederanpfiff eine schöne Doppelchance. Eine Minute später zieht Abwehrbollwerk Annie nach einer Ecke für Altona aus der Entfernung ab, doch der stramme Schuss passiert den rechten Pfosten auf der falschen Seite. Dann ballert Swea drauf – die junge Offensivkraft ist nach ihrer schweren Knieverletzung aus dem Bremer Girls Cup vor den Sommerferien erstmals wieder dabei. Doch ihr Schuss wird vom tapferen Tormädchen der Gastgeberinnen gehalten. Den Nachschuss setzt Jolina aus sagenhaften 20 Zentimeter Entfernung übers Tor: „Passiert den Größten“, muntert der Trainer die fassungslose Stürmerin später auf. Forza, Jolina!

Liebe Leserin, lieber Leser: Wir haben in diesem Bild eine Clara versteckt, wer findet sie?

Dann kommt es zur Szene des Spiels. In der 55. Minute der insgesamt 70 Minuten – zwei Mal 35 Minuten – dauernden Begegnung. Lucie schießt das 2:1 für Altona. Aber wie! Der Ball kommt aus dem Mittelfeld in den Laufweg der Stürmerin. Das Tormädchen denkt, sie könne vor Lucie am Ball sein. Nun, da kennt sie aber Lucie nicht. Die ist deutlich zuerst am Ball. Guckt sich die herauseilende Torhüterin in aller Seelenruhe aus. Peilt das Tor am weit entfernten Horizont an. Und schickt die Kugel mit perfektem Swing aus handvermessenen 18,93 Metern (berechnet nach der offiziellen Hexe-Knickebein-Matheformel „X-Quadrat plus Pi-Mal-Daumen“) zum 2:1 über die verwaiste Torlinie. Zwei Minuten später setzt Clara noch einen drauf: Altonas Mittelfeld-Expertin verwandelt den Nachschuss zum zuvor selbst abgegebenen und knapp gehaltenen Torschuss zum 3:1 für Altona.

Altonas Abwehrkraft Louise setzt eine alte Fußballweisheit optimal in die Praxis um: An ihr kommt entweder der Ball vorbei oder die gegnerische Spielerin, nie aber beide zusammen!

Die Gastgeberinnen aber wehren sich weiterhin mutig. In den letzten zehn Minuten kommen die Deerns aus dem Katalonien Hamburgs, dem Schanzenviertel, noch zu vielversprechenden Chancen. Doch gerade auch Louise beweist filigrane Zerstörer-Qualitäten und unterbindet nahezu jeden Angriff mit der Zielstrebigkeit eines tiefenentspannten Terriers. Auch Annie ist zur Stelle und bedient das Mittelfeld mit feinen Pässen nach gelungener Balleroberung. Und sprintet doch eine Spielerin durch die Abwehr Altonas, ist Tormädchen Nora ein jedes Mal zur Stelle. Schiri-Papa Gérald muss zu keinem Mittelanstoß für Altona mehr pfeifen. Aber zwei Mal noch für Sternschanze. In den letzten fünf Minuten macht Altona alles klar: Clara mit einem flachen Strammschuss, bzw. strammen Flachschuss, und Emilia mit einer einzelnen Schönleistung, puh, schönen Einzelleistung. Altona siegt mit 5:1 in einer umkämpften Partie im Schatten des nahen Hamburger Fernsehturms. Barcelona ist fern. Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da! Hei hussassa, der Herbst ist da! Nächstes Wochenende kommt Wilhelmsburg an die Baurstraße.

Aus, aus, das Spiel ist aus! Und Spielerinnenpapa Gérald ist um eine wichtige Lebenserfahrung reicher: einmal Schiedsrichter sein! Hier zeigt er nach der Partie sein offizielles Schiedsrichternotizkärtchen. Chapeau, Monsieur!

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