Legenden der Leidenschaft – Saisonrückblick der 2. C-Deerns
Was für eine Saison! Emotionen, Passionen, Gefühle, Leidenschaft, Begeisterung, Fußballfieber… Ach, man könnte stundenlang Synonyme für den Esprit einer hochspannenden Herbstspielzeit der 2. C-Deerns aneinanderreihen. Da bald schon die neue Saison beginnt, ist jetzt die beste Zeit noch einmal durchzuatmen. Zurückzuschauen und sich zu erinnern: an Tränen der Rührung, an Augenblicke der Freude und des Fingernagelkauens, und auch an einige tragische Momente. Wir nehmen uns jetzt also an den Händen und portieren uns zurück in den September 2022. Wir sind an der Baurstraße, an einem Samstag um halb fünf Uhr nachmittags. Der Himmel leuchtet blau. Es ist schwül, Gewitter drohen. Anpfiff.
Das erste Spiel… Nein, das zweite. Das wirklich erste Spiel war ja die Begegnung in der ersten Pokalrunde gegen Rantzau Ende August. Ein grandioser 6:1-Auswärtssieg auf dem platten Lande, über den wir schon in einem eigenen Beitrag hier auf der Seite fassungslos Worte der Begeisterung angehäuft haben. Jetzt aber startet im September 2022 die Liga-Saison mit einem Heimspiel gegen Rissen. Unter neuer sportlicher Leitung: Frauke und Stephan stellen das Coaching-Team. Und es zeigt sich: Sie haben vom vormaligen Trainer Max ein hochmotiviertes Team übernommen. Nun also Rissen: Das ist eine Mannschaft, die einen recht straighten Stil pflegt. Nicht mit dem Ball, sondern mit den Worten. Als in der 2. Halbzeit die grün gekleidete und leicht humpelnde Abwehrspielerin von Rissen ihre Selbstdiagnose über den Kunstrasen brüllt („Digga, meine Leiste ist gefickt“), friert auf den gut besuchten Plätzen an der Baurstraße kurz das Leben ein.
Coach Stephan hat das Team gegen Rissen optimal eingestellt. Er selbst muss sich auch neu aufstellen: mit leichter Schlagseite, weil seit einigen Tagen mit neuem Plastikbein unterwegs aufgrund eines im Training erlittenen Achillessehnenrisses. Seine Deerns zeigen sich lauffreudig, konzentriert und spielen gut sortiert ein sauberes 6:0 heraus. Sturm und Mittelfeld zaubern, da reiben sich die Fans die Augen. In der Abwehr ist schon zu ahnen, was diese Saison zu einem Garanten des Erfolgs wird: Annie und Louise stutzen den gegnerischen Sturm zu einem lauen Lüftchen. Hier im Bild zeigt Annie ihr Können: Stellungsspiel, Ball erobern, Steckpass ins Mittelfeld auf Clara. Nach Abpfiff grummeln dunkle Gewitterwolken südlich der Elbe. Und in Rissen auch.
Eine Woche später geht es weiter: Immer noch September, Auswärtsspiel am frühen Morgen im fernen Wellingsbüttel. So werden müde Mädchen munter gemacht: Beim Warm-up-Rugby auf dem rotem Grand eines Nebenplatzes wird viel gelacht. Hier im Bild werfen sich Emilia und Sanna den Ball zu, aktiv belauert von Louise, Lucie, Annie, Jolina, Marla, Clara, Tomma und Torhüterin Lara, ausgeliehen vom jüngeren D-Team.
Die Saison geht in Wellingsbüttel weiter, wie sie in Rantzau und gegen Rissen angefangen hat: mit einem Kantersieg. 8:0 gewinnen Altonas 2. C-Deerns auf fremden Kunstrasen. Clara (2 Tore), Lucie, Sanna, Jolina und am Ende Marla mit einem sauberen Hattrick schießen die Tore. Das Team lässt den fairen, aber dezent verzweifelten Mädels aus Wellingsbüttel keine Chance. Herausragend auch, wie Emilia sich als Flankengöttin auf der rechten Seite outet. Und wie Lucie, hier im Bild, ihrer zwei Köpfe größeren Gegenspielerin ein ums andere Mal einen dreifachen Seemannsknoten in die Beine zwirbelt.
Das braucht jede Mannschaft: einen Linksfuß. Oder sagt man gendermäßig Linksfüßin? Egal, Marla zimmert mit links manch Pfund in den gegnerischen Strafraum. Noch besser ist es übrigens, wenn man beidfüßige Spielerinnen hat… Wie aber gut unterrichtete Trainingskiebitze berichten, wird daran gearbeitet. In der zweiten Pokalrunde gegen die 1. C von Victoria verliert Altona 2:7 auf heimischen Platz.
Beim Pokalaus hält Tormädchen Nora, wie die gesamte Saison, herausragend. Altona hält lange ein 1:1, bis der offenbar nervös werdende gegnerische Trainer unüblicherweise während der ersten Halbzeit sein Tormädchen austauscht und die bisherige Torhüterin in den Sturm beordert. Dort knipst die hochtalentierte Torjägerin sofort mehrfach, das Spiel ist entschieden. Clara tröstet Nora, obwohl da wirklich nichts zu machen war.
Ende Oktober geht es in der Liga weiter gegen Sternschanze – auch hierzu gibt es auf dieser Seite bereits einen eigenen Bericht. Diese beiden Fans des Heimteams geben sich, kurz vor Halloween, sehr entspannt. Die vermutliche richtige Einstellung, wenn man 1:5 verliert.
Beim anschließenden Siegerinnenfoto an der Sternschanze kämpfen die internationalen Pressevertreter um die besten Perspektiven. Das Team beweist beim Auswärtsspiel echte Kämpferinnennatur: Aus einem 0:1 Rückstand und dem 1:1-Pausenstand wird am Ende ein souverän herausgespieltes 5:1. Dank für dieses Foto geht an Ultrapapa Jürgen.
Anfang November empfangen die 2. C-Deerns Wilhelmsburg. In der Tabelle sind die Mädchen von der anderen Elbseite weit abgeschlagen, doch das muss im Fußball ja nichts heißen. Zur Halbzeit führt Altona verdient 4:1, am Ende wird es spannend: Wilhelmsburg schießt sich warm, trifft zwei Mal. Nora hält und hält und hält und egalisiert bis zum Abpfiff so die Schwächephase ihres Teams in der zweiten Halbzeit. Das Spiel geht 4:3 aus, und die alte Fußballweisheit greift: 3 Punkte sind 3 Punkte. Clara, hier im Bild beim Eckstoß, und ihre Mitspielerinnen werden übrigens von einem eigenen Fanclub vom Gymnasium Altona angefeuert!
Ein Bild, das noch heute weh tut: Jolina muss in der zweiten Halbzeit des Wilhelmsburg-Spiels verletzt ausgewechselt werden. Mehrfacher Bruch im Fuß, wie sich herausstellt. Wir drücken alle Daumen, dass alles gut verheilt und die hoffnungsvolle Jungstürmerin bald wieder auflaufen kann. You’ll never walk alone, Jolina.
Auch das muss einmal gewürdigt werden: die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen. Das Coachingteam hat ein pädagogisch und fußballtaktisch feines Gespür für die individuellen Talente im Team. Stellvertretend für alle sei Louise hervorgehoben, die in jedem Spiel an Ballsicherheit und Selbstvertrauen gewinnt und in der Abwehr selbst den hochtalentiertesten Dribbelköniginnen mit Terriermentalität und hammermäßiger Hartnäckigkeit fast jeden Ball abluchst.
Die Hände zum Himmel… Mitte November schließlich die Sensation: Altona schlägt das mit vielen Talenten auflaufende C-Team des ETV. Und da der mit wundervollen Trainingskonzepten sowie mit gut ausgebildeten Übungsleiterinnen und Trainern ausgerüstete ETV ja irgendwie das Bayern München des Hamburger Mädchenfußballs ist, kann der sensationelle 4:1-Heimsieg gegen die weiß-roten Mädels aus der Mitte der Stadt nicht genug gelobt werden. Altona liegt jetzt auf dem zweiten Platz der Tabelle, kann vom ETV dahinter nicht mehr eingeholt werden. Die Entscheidung über die Tabellenführung wird am nächsten Spieltag gegen das bisher ebenfalls ungeschlagene Grün-Weiß Eimsbüttel fallen. Dank fürs Foto an Jürgen.
Tja, was soll man sagen? Emilia weiß es offenbar auch nicht. Sie ahnt aber schon, dass das Entscheidungsspiel gegen Grün-Weiß Eimsbüttel nicht so ausgeht, wie man sich das wünscht. Man muss hier gewinnen, dann wäre man punktgleich. Und dann beim Nachholspiel gegen Pinneberg, das anfangs der Saison verschoben werden musste, einen Punkt holen. Aber beim Stande…
… von 0:1 und gut geführtem Spiel von Altona mit vielen Chancen verletzt sich zunächst Swea, hier gestützt von Clara und Sanna. Altona muss mangels Auswechselspielerin – die Grippewelle geht im November um – in Unterzahl weiterspielen. Dann wird Clara selbst übel gefoult und muss auch vom Feld. Zweifache Unterzahl. Altona will weiterspielen – doch der Schiedsrichter bricht die Partie ab. Nach welcher Regel er dabei vorgeht bleibt sein Geheimnis. Und warum er später im Spielbericht schreibt, Altona hätte selbst den Spielbetrieb eingestellt, nun, das ist gemäß internationaler Fußballwissenschaften nur so zu benennen: Quatsch mit Soße. Das Spiel wird am grünen Tisch mit 3:0 für Eimsbüttel gewertet. Damit sind die Grün-Weißen Staffelsiegerinnen der Saison. Dank für die beiden Fotos aus Eimsbüttel an Spielerinnenvater Lucas.
Das letzte Spiel der Saison in Pinneberg geht trotz vieler Chancen 0:1 verloren. Die Luft ist raus, vor allem nach dem schmerzhaften abgebrochenen Kampfspiel in Eimsbüttel. Im Rosengarten neben dem Pinneberger Stadion kann man schon im Herbst lesen, was hier im nächsten Sommer blühen wird. Die Abteilung Rosenzüchtung von Altona 93 muss jetzt natürlich aktiv werden und eine schwarz-weiß-rote Vertreterin der Gattung Rose kreieren: Noir-Blanc-Rouge Meilove.
Aus, aus, aus, die Saison ist aus! Altona ist nach einer starken Spielzeit Zweiter der Tabelle. Danke an die Deerns der 2. C, an Frauke und Stephan, an alle Ultras am Spielfeldrand! Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Am 18. Februar geht es weiter in der Frühjahrssaison mit einem Heimspiel gegen Wilhelmsburg. Forza!
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