Pokal-Sensation: 1. E Deerns besiegen Eilbek 5:3!
Ja, der Pokal hat seine eigenen Gesetze – auch auf Ebene E. Im Nachholspiel der ersten Runde des Hamburger Fußballverband-Pokals der E-Juniorinnen gewannen die Deerns der 1. E von Altona sensationell gegen den großen Favoriten aus Eilbek. Jetzt geht es in der zweiten Runde Mitte Oktober gegen die 1. E-Mädchen von Halstenbek-Rellingen.
Es war ein Spiel der zwei Jahreszeiten: Anpfiff im Spätsommer, Abpfiff im Herbst. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des Hamburger Saharasommers tauchten das Stadion am Trenknerweg am Dienstagnachmittag in güldenes Licht, der Grand leuchtete rot wie nie zuvor, als Schiedsrichter Philipp Thane Joseph Christoph Wagner (soviel Zeit muss sein…) die Mannschaften pünktlich im 17.15 Uhr aufs Feld führte. Im Verlauf des Spiels aber sollten die Schatten in der Traditionsarena immer länger werden, die Temperaturen sanken auf längst vergessene einstellige Werte. Kalt aber wurden letztlich nur die Füße in den Familienfanblocks von Altona und Eilbek – der Spielverlauf dieser umkämpften Pokal-Begegnung sorgte für heiße Herzen und glühende Wangen auf beiden Seiten.
Zunächst musste Coach Fritz Schönrot harte Entscheidungen fällen und aus dem Pool von 18 angereisten A93-Mädchen zehn für den Tageskader auswählen. Das Spiel war ja wegen Regens am vorvorletzten Wochenende auf den Trainings-Dienstag der 1. E-Deerns verlegt worden, entsprechend viele Spielerinnen hatten Zeit und Lust, die Fußballschuhe zu schnüren. Schließlich entschied sich der Trainer für Lily, Julina, Fiona, Emilia, Maj, Louise, Irma, Luna und zwei Mal Ella – nicht ohne das Versprechen, die diesmal nicht berücksichtigten Mädchen baldigst bei einem anderen Spiel auflaufen zu lassen. Und Altona zeigte, was Teamgeist ist: Angefeuert von der eigenen Reserve rund um Capo Anna legten die E-Deerns mit dem Anpfiff im Schnellvorlauf los. Sie hatten offenbar aus dem vergangenen Liga-Spiel gelernt, das trotz drückender Überlegenheit auf heimischem Platz gegen den SC Sternschanze unglücklich nur 2:2 endete. Jetzt im Pokal erzielten die Altona-Deerns bereits in der zweiten Minute das vorentscheidende 1:0. Vorausgegangen war eine Ecke von Emilia, Lily ließ den Ball im Strafraum gekonnt passieren, so dass Louise den Ball unbedrängt ins Eilbeker Tor zimmern konnte. Und so ging es weiter: In der Abwehr schnappten sich die beiden Ellas jeden Ball, schickten ihn mit Schleifchen versehen weiter ins Mittelfeld zu Maj, die mit scharfen Pässen in die Tiefe – unsere Redaktion errechnet derzeit noch die Packing Rate – die Kolleginnen im Sturm in Szene setzte. Das Rezept ging auf: In der zehnten Minute erzielte Luna das 2:0. Übrigens das erste Punktspiel-Tor der wendigen Mittelfeldspielerin, die dennoch mit scheinbar großer Routine eine wunderbare Lily-Flanke volley ins Tor hineinstaubte.
Im Eilbeker Fanblock sowie im Betreuerstab machte sich Unruhe breit: Einem Rückstand mussten die E-Mädchen diese Saison noch nie hinterherlaufen. Die 1. E aus Eilbek ist ungeschlagener Tabellenführer in ihrer Staffel, nach drei Siegen aus drei Spielen stehen sie mit einer sagenhaften Tordifferenz von 26:7 vor Bergedorf, BU, Paloma und HT16 auf Tabellenplatz Eins. Doch Altona bot dem Bayern München des Hamburger Ostens Paroli – auch wenn der Favorit in der 18. Minute des zwei Mal 25 Minuten dauernden Spiels den Anschlusstreffer erzielte. Kurz darauf lenkte Altonas Tormädchen Fiona in der 20. Minute einen strammen Schuss des Eilbeker E-Sturms ans Lattenkreuz. Mit der knappen Führung ging es in die Pause.
Doch wer glaubte, nach Wiederanpfiff würden die Eilbekerinnen nun zu gewohnter Form auflaufen, sah sich mit der Pokal-Wirklichkeit konfrontiert: Bereits nach zwei Minuten erkämpfte sich Louise einen missglückten Eilbeker Abwehrball, umkurvte die verunsicherte Zweierkette der Gäste, guckte sich das Tormädchen aus – und erzielte in der 28. Minute ihr zweites Tor in diesem Spiel: 3:1. Dann aber wurde es spannend: Erst schickte Altonas Tormädchen der zweiten Hälfte, Julina, einen unkonventionellen Abstoß senkrecht wie ein Spaceshuttle in den blauen Himmel über Altona, sicherte sich den Aufpraller dann aber mit einem todesmutig zu nennenden Hechtsprung kurz vor der Torlinie. In der 33. Minute dann aber fiel doch das 3:2. Eine vielsprechende Nachwuchsstürmerin aus Eilbek knallte den roten Ball unhaltbar ins linke obere Kreuz. Und dann: Ausgleich oder Führung? Das Spiel wogte hin und her wie eine Hafenbarkasse im Kielwasser der Queen Mary II. Zum Glück für Altona legte Emilia in der 37. Minute einen blitzgescheiten Konter aufs rote Geläuf, dribbelte über rechts wie einst Adolf Jäger und schickte die Kugel sodann aus 18 Metern ins lange Eck: Traumtor, 4:2. Doch Eilbek gab sich nicht auf, machte Druck, aber Julina im Tor ließ sich nicht beirren, rettete in der 42. Minute in höchster Not. Eine Minute später sorgte Lily auf der anderen Seite für das 5:2.
Doch als Trainer Schönrot dann dem Altonaer Kreativzentrum komplett eine kurze Regeneration gönnte, erhöhte Eilbek den Druck, es fiel sofort das 5:3 in der 46. Minute. Würde es noch einmal knapp werden? Würde es 10 Minuten Verlängerung oder sogar Neun-Meter-Schießen geben? Ein Pokalspiel verlangt nach einem Sieger, Unentschieden gilt nicht. Zum Glück: nein. Julina rettete noch einen Fernschuss zur Ecke, Altona besann sich und schaukelte den verdienten Sieg nach Hause. Jetzt geht es Mitte Oktober in der zweiten Pokalrunde gegen die 1. E von Halstenbek-Rellingen, die sich via Freilos für die nächste Runde qualifiziert hat und in ihrer Liga-Staffel derzeit den letzten Platz belegt. Doch aufgepasst: Der Pokal schreibt seine eigenen Geschichten… Halstenbek aber ist eine Reise wert: Ende April gewann die Mannschaft von Fritz, damals noch als 2. E, auswärts mit 4:1.