Sensation in Pinneberg: Altonas 2. B-Mädchen holen Löwinnen-Cup!
Triumph in der Halle: Die 2. B-Mädchen von Altona 93 gewinnen den renommierten Löwinnen-Cup beim Turnier des VfL Pinneberg! Forza, forza und nochmals forza! Für einige Spielerinnen war es der erste Titel ihrer jungen Karriere. Aber selbst die altgedienten Vereinslegenden im Team, die bereits seit der F-Jugend zusammenspielen, durften überhaupt erst einmal einen Turniersieg bejubeln. Der Erfolg jetzt aber war kein Zufall. Es war ein Triumph des Teamspirits, des Willens und nicht zuletzt der sauberst herausgespielten Traumtore.
Wenn das Wetter garstig wird, dann sucht man besser Zuflucht hinter schützenden Wänden. Und das Wetter war zuletzt besonders peinlich. Die Deerns der 2. B erinnerten sich also an frühere Tage im Winter. An jene vergangenen Zeiten dereinst in der E- oder D-Jugend, da man drinnen Fußball spielte, während draußen der Wind mit dem Regen Rock’n’Roll tanzte. Nostalgie rules. Also buchte Coach Martina zur Abwechslung für ihre Outdoor-Mannschaft einen Teilnehmerplatz beim renommierten U17 Löwinnen-Cup, dem Highlight einer jeden Hallenturniersaison im Norden. Und das war eine gute Idee.
Am letzten Wochenende im Januar also bittet Gastgeber VfL Pinneberg in die große Sporthalle der Johann-Comenius-Schule im Stadtteil Thesdorf. Während es an jenem Sonntag draußen gar nicht hell geschweige denn ernsthaft trocken werden will, ist man als Fan über die mitgebrachte Winterjacke auch in der Halle froh: Energiesparen ist eine sinnvolle Sache, aber eben auch eine recht frische. Zehn Mannschaften treten an. Und da kneifen wir mal kurz in die Datenwolke und herab fällt das Tableau der teilnehmenden Teams: In Gruppe A sind SV Henstedt-Ulzburg, Bostelbeker SV, VfL Pinneberg, VfL Rethwisch, FSG Oldendorf/Itzehoe. In Gruppe B darf sich Altona messen mit den B-Mädchen von TSV Reinbek, TuRa Harksheide, SC Alstertal-Langenhorn und FC Süderelbe. Man sieht: Hamburg und sein Umland sind ein weites Feld. Rethwisch? Bostelbek? Harksheide? Fußballa Incognita für die Deerns von Altona. Was wird hier und heute drin sein? Alena, Ana-Luisa, Annika, Emma, Flore, Lily, Lina, Lotta, Maj, Sarah und Sophia werden es herausfinden.
Erstes Spiel gegen TuRa Harksheide, bzw. der Vollständigkeit halber: die B-Mädchen des Turn- und Rasensportverein Harksheide von 1945. Harksheide liegt im Norden von Norderstedt, also quasi am Polarkreis. Es zeigt sich schnell: In Harksheide kocht man auch nur mit Eiswürfeln. Altona entscheidet sich von der ersten Sekunde an für ein gelungenes Gleichgewicht aus offener Offensive und dezentraler Defensive. Will heißen: Vorne wird Druck aufgebaut, bei Ballverlust eilen alle vier Feldspielerinnen sofort zurück. Und wer’s mal vergisst, wird von Flore dran erinnert. Ihr markanter Schlacht- und Weckruf „Zurüüüüückkkk!“ hallt sicher noch heute in manch B-Mädchen-Ohr nach. Es wird zudem flott paarweise hin- und hergewechselt, das scheint die Gegnerinnen zu verwirren. Plötzlich ist da im hinteren Drittel des 10-minütigen Auftaktspiels eine Spielerin mit der „10“ auf dem Feld, und die macht gleich mal zwei Tore: Forza, Lina. Altona siegt mit 2:0.
Im zweiten Spiel geht es gegen den TSV Reinbek, ein Team von hochaufgeschossenen und vor allem dribbelstarken und schnellen Spielerinnen. Die haben ihr erstes Spiel ebenfalls gewonnen. 10 Minuten können lang sein, das Spiel wogt hin und her und her und hin. Am Ende heißt es verdient 0:0.
Das dritte Spiel gegen den SC Alstertal-Langenhorn, oder kurz Scala, ist entscheidend. Will man ins Halbfinale, sollte hier gewonnen werden. Aber Scala stellt traditionell starke Teams, das haben die Deerns aus Altona in ihrer Karriere schon das eine oder andere Mal feststellen dürfen. Doch heute zählt nur eins: Das Tor von Kapitänin Flore zum 1:0 ist verdient und entscheidend. Altona schlägt Scala knapp, am Ende sogar fast zu knapp: Lily und Maj doppelpassen sich kurz vorm Abpfiff vors Tor, wo Maj den Ball an den Pfosten hämmert.
Im letzten Vorrundenspiel geht es gegen ein Team aus dem tiefsten Süden, aus Bayern schon fast: den FC Süderelbe. Altona ist schon sicher im Halbfinale, sollte für die Tabellenführung aber mindestens einen Punkt holen. Und der scheint fast sicher, als Alena nach handgestoppten drei Sekunden nach Anpfiff zum 1:0 einnetzt. Doch Moment, die Mädels aus Neugraben-Fischbek können das auch: 1:1 steht es kurz darauf. Das wiederum gefällt Lily nicht: In ihrer unnachahmlich dynamisch-tänzerischen Art legt sie eine flotte Sohle aufs Parkett, Forza-Foxtrott, Doppelpack, 3:1. Die letzte Minute läuft bereits seit 45 Sekunden, da darf Maj nach ihrem Einsatz in den ersten fünf Minuten des Spiels noch einmal ran. Sie nutzt ihren 15-Sekunden-Auftritt für einen Hammer zum 4:1. Gruppensieg.
Halbfinale gegen den Zweiten aus Gruppe A: den Bostelbeker SV. Ein Verein aus Heimfeld, der vergangenes Jahr sein 100-jähriges Bestehen feierte, herzlichen Glückwunsch nachträglich. Für Geschenke aber ist es zu spät. Lina schießt eine Ecke von rechts, die unglückliche Torhüterin der Bostelbeker B-Mädchen fängt den Ball – und schwuppst ihn aus Versehen ins eigene Tor. 1:0. Lina macht schließlich Platz für Maj, die gleich von Emma auf der rechten Seite mit einem feinen Chip-Pass aus dem Fußgelenk freigespielt wird. Aus spitzem Winkel eilt der Ball von Majs Fuß ins lange Eck, 2:0. Kaum eine Minute später drängt Alena nach vorne, eine todesmutige und vermutlich aber fair gesetzte Grätsche trennt Altonas Offensivkraft vom Spielgerät, das nach rechts abprallt. Alena, im Nachgang der Aktion auf den Hallenboden geplatscht und, wie eine spätere Diagnose ergibt, mit Schürfwunde ausgestattet, liegt samt Abwehrspielerin im Strafraum. Gemäß der alten Fußballweisheit „Foul ist wenn der Schiri pfeift“ schaltet Maj blitzschnell und wuchtet die Kugel über alle Hindernisse hinweg erneut ins lange Eck. 3:0, Finale!
Finale gegen den SV Henstedt-Ulsburg, ein Team, das alle seine Gruppenspiele zu Null gewann und folgerichtig Sieger der Gruppe A war. Fun Fact am Rande: Die heutigen 2. B-Deerns von Altona spielen teils seit der F-Jugend zusammen. In all den Jahren nahm man an vielen Turnieren teil, draußen wie drinnen. Das Finale wurde ein paar Mal zwar erreicht, beim No-Racism-Cup in Berlin, in Felde bei Kiel, sogar auch einmal beim Löwinnen-Cup in Pinneberg. Aber nur ein einziges Mal durfte auch ganz am Ende gejubelt werden: 2019 als D-Juniorinnen beim La Rive Girls Cup in: Henstedt-Ulsburg.
Und also wieder hat man die Hand schon fast am Pott. Doch davor heißt es spielen, kämpfen, nach vorne stürmen und zurüüüüückkkklaufen. Auf der Bank halten die Spielerinnen ein schnell aber kunstfertig fabriziertes Plakat. Es zeigt zwei Teammitglieder Arm in Arm: ein Gruß an Luna und Merle, die heute nicht dabei sein können. Die Gegnerinnen jetzt sind stark, und sie sind groß. Und sie werfen ihre Körper in jeden Zweikampf, als wäre es ihr letzter. Doch Altonas Deerns werfen sich dagegen. Lotta und Annika bauen den „dynamischen Riegel“ auf, eine bewegliche Abwehrreihe, die fast jeden Angriff in den ersten Minuten zerstört. Ana-Luisa kommt und fightet um jeden Ball. Flore und Maj arbeiten konzentriert nach vorne, Sophia spielt und findet sich, obwohl noch recht neu im Team, perfekt ins harmonische, immer in Bewegung befindliche Gefüge. Alena und Lina kommen von der Bank, später Emma und Lily. Egal, wer gerade spielt: Kein Zentimeter Hallenboden wird kampflos preisgegeben.
Schließlich die 6. Minute: Sarah mit weitem Abstoß, Alena auf links lutscht den Ball mit dem Fuß auf den Boden, Pass zu Lina, die zurück auf Alena, ein Tänzchen in der Abwehr, zurück auf Lina. Und Altonas Stürmerin der Stunde schießt, der Ball wird abgewehrt, Lina setzt nach, drin! 1:0 Altona. Doch Henstedt-Ulsburg steckt natürlich nicht auf. Angriff um Angriff der mittlerweile dezent wütenden Umländerinnen rollt aufs Tor von Altona. Doch da steht, wie in den fünf Partien zuvor, Sarah. Und Sarah hält. Fliegt rechts in die Ecke, eilt links an die Strafraumgrenze. Packt die Faust aus, und das Knie, und den Fuß. Die Message ist klar: Nicht mit mir. Sogar in den Schlusssekunden rettet sie auf der Linie, da läuft schon die Musik der letzten Minute: We are the Champions. Und das sind sie: Abpfiff, Altona holt den Löwinnen-Cup! Forza.